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Archäologische Funde in Freetz

Wir danken Herrn Schliemann der Stiftung Bachmann-Museum Bremervörde für die

freundliche Bereitstellung des Text- und Bildmaterials zu diesem Thema.


Von der Tongrube in die Ausstellung

Der lange Weg zu einem Großdiorama über Urzeitwale im Bachmann-Museum Bremervörde.


Schon in der Vergangenheit hatten Ziegeleiarbeiter in den Glimmertongruben von Hassendorf,

Westerholz und Freetz bei Sittensen auffällig große Knochen freigelegt, auf die sie beim Tonabbau mit dem Spaten gestoßen waren. Wahrscheinlich wird man damals noch nicht gewusst haben, welcher Tierart diese Knochen zuzuschreiben sind. Jedoch ist anzunehmen,

daß bereits die frühen Entdecker jene merkwürdigen Knochen aus dem Glimmerton für

Überreste von ausgestorbenen Tieren hielten. Später gelang es Wissenschaftlern schließlich,

die fossilen Knochen prähistorischen Walen aus dem Jungtertiär zuzuordnen. Mit zunehmender Technisierung der Ziegeleibetriebe erfolgte insbesondere durch den Einsatz von Eimerkettenbaggern ein vertikaler Tonabbau.


Waren fossile Skelettreste vom Wal in der Abbauwand enthalten, so wanderten sie fortan zusammen mit dem Ziegelrohstoff durch Kollegang und Walzewerk der Ziegelpresse. Etwas günstiger für das Aufspüren und Bergen von fossilen Walskeletten wurde es in den siebziger Jahren als in der Tongrube von Freetz durch den Einsatz einer Planierraupe mehr oder weniger flach einfallende Grubenwände entstanden waren.


Durch regelmäßige Begehungen der Grubenwände konnten immer wieder Knochenbruchstücke beobachtet werden, die aber nie zum langersehnten Walskelett hinführten. Geduld und Hartnäckigkeit brachten eines Tages doch noch den Erfolg, als sich auffällig viele Knochenbruchstücke und sogar beschädigte Wirbelknochen auf wenigen Quadratmetern der frisch abgetragenen Grubenwand konzentrierten. Bei der Ausgrabung des Walskelettes zeigte sich, dass der Schädel des großen Meeressäugers vor etwa 14 Millionen Jahren in Rückenlage eingebettet worden war. Der vordere Abschnitt des langstrecken Oberkiefers war abgebrochen und hatte sich damals durch eine von der Seite her wirkende Strömung quer zur Ausrichtung

des Schädels gestellt. Eine zum angelandeten Walkadaver parallel verlaufende Strömung verdriftete die einzelnen Skelettelemente des Wals von hinten nach vorne. Doch die Reise der Walknochen endete frühzeitig vor der Barriere des quergestellten Oberkieferteils. Einer Aneinanderreihung von Zufällen ist es zu verdanken, daß dieser sechs Meter lange Bartenwal

aus der Urzeit bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist.


"In den achtziger Jahren folgt dann unerwartet die Entdeckung eines zweiten Wals im Glimmerton von Freetz. Diesmal war es glücklicherweise ein nur etwa zwei Meter langer

Zahnwal, dessen Bergung keine übermäßigen Probleme mit sich brachte. Auch dieser Wal befand sich in Rückenlage, als er in den Lagunenschlick am Rande der Urnordsee eingebettet wurde. Bei der Umwandlung vom Schlick zum Glimmerton (Diagenese) war das Sediment durch Wasserabgabe beträchtlich geschrumpft, wobei der Schädel des Zahnwales plattgedrückt wurde. Im Laufe der Freilegungsarbeiten formierten sich immer deutlicher die Konturen eines Schädels mit schwertartigem Oberkiefer heraus. Zähne und Gehörorgane des Wals, gleichsam die "Fingerabdrücke" der Art, kamen ebenfalls zum Vorschein. Am Ende stand fest, dass ausgestorbene Zahnwale der Art Eurhinodelphis longirostris vor Jahrmillionen in unserer Region durch die Welle der Urnordsee schnellten. Zerlegt und teilweise verpackt, wurden die Urzeitwale für lange Zeit eingelagert. Stets mangelte es an Platz, die fossilen Wale aus dem Landkreis Rotenburg ihrer Bedeutung entsprechend der Öffentlichkeit zu zeigen. Erst nach der Sanierung des alten Kreishauses in Bremervörde zugunsten des Bachmann-Museums stand ausreichend Platz zur Verfügung. Doch wie sollte man diese Urzeitwale in ansprechender Weise den Besuchern präsentieren? Besonders verlockend war der Gedanke, einen winzigen Ausschnitt der Tongrube in das Museum zu holen, um die versteinerten Walknochen darin einzulassen. Erschien es weiterhin ratsam, die Ausgrabungssituation mit den durch Zusammenschwemmung durcheinanderliegenden Skelettelementen nachzustellen oder sollte aus dem Knochen-Puzzle wieder ein Wal entstehen, um Größe und Gestalt dieser Meeressäuger eindrucksvoller zu vermitteln? Die Entscheidung für eine Art "Skelettmontage" führte zu einem ganz anderem Problem. Mit sechs Metern Länge übertrafen die Körpermaße des großen Wals das Längenmaß der zur Verfügung stehenden Wandnische. Dieses Dilemma könnten sogar noch ästhetische Pluspunkte abgerungen werden, wenn man die Wirbelsäule des Wals vom Tongrubenrelief in einer seitlich angrenzenden Schrankvitrine auslaufen ließe. Unmittelbar über dem etwa 2 Meter langen Skelett des Zahnwals Eurhinodelphis Iongirostris sollte ein lebensgroßes Modell des

Wals die Blicke der Besucher auf sich lenken.


Nach der Planungsphase wurde es schließlich ernst. Das Phantasiegebilde musste nun in die Realität umgesetzt werden. Ein Architekt war hier nicht vonnöten, doch ohne Zeichnung und Maßangaben lässt sich ein solches Großmodell nicht verwirklichen. Die Anfertigung des etwa fünf Meter langen und etwas über zwei Meter breiten Gerüstes übernahm freundlicherweise die Volkshochschule Bremervörde als praktische Arbeit für ein öffentlich getragenes Umschlungs- beziehungsweise Fortbildungsprogramm. Das Grundgerüst setzt sich aus einer Anzahl von hintereinander gestaffelten Spanten zusammen, deren Formgebung die Oberfläche des Tongrubenausschnittes bestimmt. Nach Aufstellen des Grundgerüstes wurde die Wand dahinter mit einer großflächigen Graphik versehen, die einen Blick in die obere Meeresschicht gewährt. Vor dem Meereshintergrund fehlte jetzt nur noch das in Naturgröße gefertigte Modell des ausgestorbenen Langschnabelwals. Bis zur Fertigstellung des Waldioramas war es allerdings noch ein beschwerlicher Weg, denn nunmehr musste der Spantenbau mit einer natürlich erscheinenden Oberfläche versehen werden. Geplant war, den Spantenbau mit verzinktem Maschendraht zu überziehen, um eine feste Haut aus miteinander verleimten Papierlagen folgen. Um vor unliebsamen Überraschungen sicher zu sein, wurde mit diesem Verfahren zunächst auf einer kleinen Fläche experimentiert. Wieder einmal zeigte sich, wie wichtig eine vorweggenommene Erprobung des vorgesehenen Werkstoffes ist. Die trocknende Papierschicht war geschrumpft und hatte mit verblüffenden Zugkräften die darunterliegende Maschendrahtversteifung deformiert. Weil die Oberflächengestaltung vollständig ins Unberechenbare abgleiten würde, musste nach einem neuen Verfahren gesucht werden.

Also fiel die Entscheidung zugunsten einer massiven Oberfläche aus Holz und Gips aus.

Die Hohlräume zwischen den Spanten wurden durch hintereinander gereihte Brettchen geschlossen. Anschließend folgte eine etwa 15 Millimeter dicke Schicht aus Gips. Eine grabenartige Aussparung im Geländerelief war für die Anordnung der Walknochen vorgesehen. Die prähistorischen Wale sollten hier zwar eine endgültige Heimstätte finden, doch wäre es gewiss nicht angebracht, die Skelettelemente mit der Unterseite fest in Gips einzugießen.

Daher wurden die einzelnen Walknochen in eine dünne Folie gewickelt, um sie anschließend

mit der Unterseite in eine weiche Lage Gips zu drücken. Nach dem Aushärten des Gipses musste die Folie wieder von den Knochen entfernt werden.


Nunmehr waren sämtliche Knochen des Walskeletts in das Geländerelief eingepasst. Eine Fixierung der Skelettelemente sollte mit der letzten aufzutragenden Schicht erfolgen. Weil der künstliche Tongrubenausschnitt entscheidend von der Deckschicht geprägt wird, musste bei dieser abschließenden Oberflächengestaltung ebenfalls ein hohes Maß an Sorgfalt aufgebracht werden. Natürlich sollte am besten Glimmerton von der Ausgrabungsstelle Verwendung finden, doch wiesen Probeflächen eine vollkommene farbliche Übereinstimmung mit den Walknochen auf. Eine solche Tarnung würde das Erscheinungsbild der Walskelette in der künstlichen Tongrubenwand eher verschleiern als hervorheben. Deshalb wurde ein mehr bräunlicher Glimmerton aus einer Geschiebescholle ausgewählt. Zwangsläufig ergab sich die Frage, wie

der mitgebrachte Glimmerton am zweckmäßigsten zu verarbeiten sei. Wieder einmal mussten Versuche durchgeführt werden. Proben von pulverisiertem Glimmerton wurden mit verschiedenen Bindemitteln zu einer Art Paste verrührt und jeweils auf eine Versuchsfläche aufgetragen.


Am Ende stand fest, dass Tapetenkleister die Erwartungen hervorragend erfüllt. Anfangs fiel

das Gemisch aus Ton und Tapetenkleister oft zu weich aus, mit der Folge, dass der Pinsel

über die Gipsschicht hinwegglitt, ohne die Tonbestandteile aus Mangel an Reibung abzusetzen. Dann wiederum war die Paste zu fest und somit ebenfalls nicht streichbar. Erst im weiteren Arbeitsablauf entwickelte sich allmählich ein sicheres Gefühl für das ideale Mischungsverhältnis von Tonpulver und Tapetenkleister. Die mit dem Borstenpinsel aufgetragene Tonpaste ließ den weißen Hintergrund erst nach etwa zwei weiteren Anstrichen unsichtbar werden. Nach dem Trocknen erweckte die künstliche Tongrubenwand den Anschein, dass der Glimmerton noch

viele Meter tief in den Untergrund hinabreichen würde. Mit immer größeren Schritten ging das Waldiorama seiner Vollendung entgegen. Aber es fehlte noch eine Kleinigkeit, die sich später

als recht zeitaufwendig erwies. Das etwa sechs Meter lange Skelett des Bartenwals reicht rund 50 Zentimeter über die zur Verfügung stehende Nische hinaus. Natürlich war es nicht zulässig, die Schwanzspitze zu unterschlagen, um den Wal passend zu machen.


Vielmehr musste der Tongrubenausschnitt in die begrenzende Schrankvitrine aus Glas übergehen, möglichst so. als sei keine trennende Glaswand dazwischen.

Dabei galt es unbedingt zu beachten, dass sich ein so großes Modell durch Feuchtigkeitsschwankungen auszudehnen vermag, was unweigerlich zum Zerbersten der

großen Vitrinenglasscheibe geführt hätte. Also musste im Kontaktbereich von Großmodell und Vitrinenglasscheibe eine Dehnungsfuge aus Schaumstoff eingesetzt werden, die nur oberflächlich mit einer hauchdünnen Tonkruste versehen wurde. Endlich kam der Tag, an dem die Arbeiten

am Großmodell beendet waren. Fertig gestellt war die Anlage damit allerdings immer noch nicht. Es fehlte nämlich noch eine Absperrung, die übereifrige Souvenirjäger zurückhält und Entdecker daran hindert, die Mächtigkeit des „Tonvorkommens" im Museum mit allerlei Hilfsmitteln zu ergründen. Sie sollte einerseits ihren Zweck erfüllen, andererseits aber eher unscheinbar bleiben. Eine Billiglösung, die das Gesamtbild der Anlage entstellt hätte, kam daher nicht in Frage.

Am besten geeignet schien eine Absperrungen aus 80 Zentimeter hohen Edelstahlsäulen als Halterungen für die zwischengesetzten Scheiben aus Sicherheitsglas. Nach dem Einbau der Absperrung gab es keine Zweifel mehr daran, dass mit dieser Konstruktion das Wunschdenken zur Wirklichkeit geworden war. Mit der Absperrung endete ein langer, im Einmann-Verfahren

zur Teil beschwerlicher Weg, der seinen Anfang in einer Tongrube nahm. Im Rahmen dieser Arbeit ließen sich überhaupt nur wenige Stationen des Weges abschreiten. Auf gleichermaßen aufregende Ereignisse, wie Freilegung, Bergung und Konservierung der Walknochen konnte

nicht näher eingegangen werden. Dafür aber galt es aufzuzeigen, wie man ein Stück Tongrube

ins Museum holen kann, wie man prähistorische Wale darin einbaut und so zu einzigartigen Schauobjekten machen kann.


  

Etwa 2 Meter langes Modell des ausgestorbenen Schnabelwals Eurhinodelphis longirostiris.

Großmodell und Vitrine zu einer Einheit.

Walskelett des 6m langen Bartenwals aus der Tongrube

von Freetz.

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